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Bürgermeister nimmt auf Anfrage des Wochenblatts zum Gutachten Stellung


Bürgermeister nimmt auf Anfrage des Wochenblatts
zum Gutachten Stellung
 
Frage Wochenblatt (Redakteur Sven Krause):

Wie beurteilen Sie das Ergebnis des Gutachtens?

 
Antwort Bürgermeister Schuhmacher:

Das Gutachten bringt kein anderes Ergebnis als erwartet. Allein der Gutachterauftrag war so ausformuliert, dass dem Gutachter fast die erbetenen Antworten in den Mund gelegt wurden.
Im Ergebnis sollen alle in Spaichingen geführten Stationen schnellstmöglich an den Standort nach Tuttlingen verlagert werden. Das heißt im Klartext, dass es in Spaichingen kein Krankenhaus mehr geben wird. Das genau war die Absicht der Geschäftsleitung und des Landrats als politisch hierfür Verantwortlichen. Es muss unterstellt werden, dass beide seit letztem Jahr nicht im Ansatz bemüht waren, zu überlegen, was man tun könne, um das Gesundheitszentrum Spaichingen als Krankenhaus zu erhalten.
Noch bei Beauftragung des Strukturgutachtens im Jahr 2012 hat sich der Kreistag politisch dazu bekannt, dass die seinerzeit beauftragten Gutachter die Zukunftsfähigkeit der Klinik untersuchen sollen mit der Zielrichtung der Beibehaltung beider Klinikstandorte.
Von diesem jahrzehntelang praktizierten politischen Willen im Interessensausgleich der Belange des nördlichen und südlichen Landkreises ist man nun abgerückt, was sehr bedauerlich ist.
Es ist nicht nur bedauerlich für die zahlreichen Kunden des Standort Spaichingen, die sich hier gut versorgt gewusst haben; es ist ebenso ein Beleg dafür, dass ein großes Stück politischer Kultur im Landkreis Tuttlingen aufgegeben wird.
Nun soll Spaichingen über die Kreisumlage das Begräbnis der eigenen Klinik mitzahlen. Nach meiner Einschätzung hätte es andere Möglichkeiten gegeben.
 

Frage Wochenblatt (Redakteur Sven Krause):

Hat es für Sie neue Ansätze, neue Erkenntnisse gebracht?

 
Antwort Bürgermeister Schuhmacher:

Vom Landrat wird dieser Tage, nachdem das Gutachten veröffentlicht ist, viel von Transparenz und von der Möglichkeit von Bürgerbeteiligungsprozessen gesprochen, um über die Zukunft Spaichingens zu diskutieren. Jetzt soll auch die Stadt angehört werden.
Hierbei frage ich mich, was ist das für eine Transparenz und Beteiligung, wenn innerhalb eines knappen Jahres das Begräbnis eines Klinikstandortes durch die politischen Gremien im Schnelldurchgang „gepeitscht“ wird.
Wann ist die Bevölkerung in den vergangenen Jahren darüber informiert worden, als die Geschäftsleitung quasi im Alleingang strukturelle Änderungen zu Lasten Spaichingens vorgenommen hat. Ist die Bevölkerung in den letzten Jahren angehört oder gar befragt worden, was man sich an Klinikstrukturen an welchem Standort wünscht? Die jetzt viel gepriesene Transparenz ist der Ansatz, darüber hinwegzutäuschen, dass die Fehler in der Vergangenheit gemacht worden sind und dass die Geschäftsleitung freie Hand hatte, um diesen Prozess des Sterbens von Spaichingen schon seit langem einzuleiten.
Das ist die erste Erkenntnis, die ich aus dem Gutachten und dem Vorgehen der Verantwortlichen ableite.
Die weitere Erkenntnis ist, dass zunächst der Ärztemangel das scheinbare Problem gewesen sein soll, weswegen man in diese Richtung denken müsse. Erstaunlicherweise beschäftigt sich das Gutachten gerade mit dieser Problematik nicht mehr. Im Gegenteil: für Spaichingen wird ein sogenanntes intersektorales Versorgungszentrum vorgeschlagen; eine Erfindung der Gutachter in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth. Im Kern ist das nichts anderes als ein Ärztehaus mit geringer Belegbettenanzahl und eines Tagesbetreuung für ältere Menschen zur Auslastung der übrigen Betten. Woher für dieses Ärztehaus die Ärzte kommen sollen, soll – wie soll es anders sein – in einem weiteren Gutachten geprüft werden. Landrat Bär hat schon angekündigt auch hierfür die Gutachter beauftragen zu wollen.
Und schließlich gewinne ich eine dritte Erkenntnis aus dem vorgelegten Gutachten: Auf das vermeintliche Problem der Ärztegewinnung gibt es keine Antworten. Landrat Bär spricht sogar davon, dass zum Ende des Jahres weitere Ärzte gekündigt hätten.
Weiter ist gutachterlich nicht untersucht, was vorhandene Doppelstrukturen im Vergleich zu den jetzt notwendigen Investitionen am Standort Tuttlingen kosten würden. Der Gutachter sagt zurecht, dass dies nicht Gegenstand des Auftrags war. Es stellt sich aber doch die Frage, warum man dies nicht beauftragen wollte.
 
Frage Wochenblatt (Redakteur Sven Krause):

Was ist für Sie nunmehr die wahrscheinlichste Zukunftsperspektive für den Standort Spaichingen?

 
Antwort Bürgermeister Schuhmacher:

Erstaunlich ist für mich, dass sich nicht einmal alle Spaichinger Kreisräte öffentlich zu Ihrer Haltung zu diesem Thema bekannt haben. Erstaunlich ist für mich weiter, dass bereits in zwei Wochen die entscheidende Kreistagssitzung zu dieser wichtigen Frage stattfinden soll. Das Sterben der Spaichinger Klinik scheint hinter verschlossenen Türen besprochen.
Übrig bleibt die Aussage des Landrats zur Untersuchung der Machbarkeit eines intersektoralen Gesundheitszentrums – eine Wortschöpfung, die viel hoffen lässt, im Kern aber nur wenig beinhaltet.
Wer hier von Offenheit, Transparenz und Bürgerbeteiligung spricht, muss sich an die Nase fassen, bei all den offenen noch nicht beantworteten Fragen.
Die wahrscheinlichste Zukunftsperspektive ist der Umbau des Spaichinger Klinikums in ein Ärztehaus mit Tagesbetreuung , weil der politische Wille, etwas anderes zu tun, bei den Verantwortlichen nicht vorhanden ist.
Selbst die Gespräche im Ministerium waren nur auf diesen Umbau gerichtet. In keinem Wort hat der Landrat bisher in der Öffentlichkeit gesagt, dass eine Alternative besprochen worden sei und wie eine solche aussehen könnte.
 

Hans Georg Schuhmacher
        Bürgermeister
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